Zu wenig Personal und zu wenige Plätze

Politikerinnen zu Besuch in der AWO-Kita Kleine Strolche in Norderstedt

Norderstedt, den 21. Februar 2024 – Inmitten der aktuellen politischen Diskussion um das Kita-Gesetz in Schleswig-Holstein fanden sich die Landtagsabgeordneten Katja Rathje-Hoffmann von der CDU und Ulrike Täck von Bündnis 90/Die Grünen diese Woche an einem unerwarteten Ort wieder: In der Morgenrunde der AWO-Kita Kleine Strolche in Norderstedt und es ging um nichts Geringeres als die Demokratie. Gemeinsam mit den Kindern der „Ameisengruppe“ sollten sie über das Baumaterial der Woche entscheiden. Es wurde sich mehrheitlich für die Schwämme entschieden. Und wer jetzt denkt, die Politikerinnen hätten ein besonderes Stimmrecht, der irrt. Es wurde sogar erst entschieden, ob die beiden Gäste überhaupt abstimmen durften.

Doch bei dem ungewöhnlichen Treffen ging es um mehr als die Auswahl eines Spielzeugs. Die AWO und die Elternvertreter der Kita nutzten die Gelegenheit, den Politikerinnen die drängenden Probleme vor Ort deutlich zu machen. Mit Plakaten und ausgedruckten WhatsApp-Nachrichten verdeutlichten sie die angespannte Situation, mit der die Einrichtung und die Eltern zu kämpfen hat: Zu wenig Personal und zu wenig Kitaplätze. Die Kita muss immer wieder kurzfristig schließen und die Eltern stehen unter Druck.

„In der Norderstedter Kita „die kleinen Strolche“ wird gute Arbeit geleistet. Das wichtigste und gemeinsame Ziel aller ist, das eine qualitativ gute und hochwertige Betreuung stattfinden kann, auf die Verlass ist“, antwortete die Sozialausschussvorsitzende Katja Rathje-Hoffmann (CDU).

„Ich danke dem Team der Kita Kleine Strolche für die tolle Arbeit und spannende Einblicke!“, so Ulrike Täck nach dem Besuch. „Welche Bedeutung Kitas für die Demokratiebildung haben, durfte ich heute live erleben. Die Sorgen und Anliegen, die mir dabei berichtet wurden, spiegeln das wider, was auch der Evaluationsbericht zur Kita-Reform beschreibt: Wir müssen bei der Verlässlichkeit unseres Kita-Angebots noch besser werden. Mit der Fachkräfte-Stärken-Strategie arbeitet das Sozialministerium bereits daran, mehr Fachkräfte für die Kitas zu gewinnen. Bei der Überarbeitung des Kita-Gesetzes müssen Land, Kommunen, Elternvertretungen und alle weiteren Beteiligten nun gemeinsam vorangehen und Lösungen finden.“

Die Kita-Situation in Schleswig-Holstein ist angespannt. Erst diese Woche berichtete die Sozialministerin über den aktuellen Stand des Kita-Gesetzes, das die Qualität der Kitas im Land verbessern soll. Obwohl seit Jahren Kitas gebaut werden, fehlen laut Bertelsmann-Studie vom November 2023 noch 15.600 Plätze, um den Bedarf der Eltern zu decken. Auch die AWO hat im vergangenen Jahr eine zweite Kita in Norderstedt eröffnet. 

„Beide Kitas sind voll belegt und unsere Wartelisten sind lang. Nicht mehr jedes Kind bekommt einen Platz“, beschreibt Einrichtungsleiter Georg Brock die Situation vor Ort. Zudem fehle es an Personal. „Wir bekommen die Stellen einfach nicht mehr besetzt. Wir sind hier vor Ort ein tolles Team, aber die Rahmenbedingungen führen dazu, dass viele aufhören und manche gar nicht erst anfangen“, so Brock weiter.

Leidtragende sind vor allem Kinder und Eltern. Maria Fock ist Elternvertreterin und spricht aus, was alle Eltern denken: „Das Team der AWO tut ihr Bestes hier vor Ort, aber sie kommen an Grenzen. Durch das fehlende Personal und die Notbetreuung müssen Eltern immer verkürzt arbeiten oder unbezahlt frei nehmen. Sie haben Angst um ihren Job. Es muss sich etwas ändern!“

Die AWO hat über 100 Kitas in Schleswig-Holstein. „Die Situation der Kindertagesstätten in Schleswig-Holstein ist je nach Kreis und Kommune sehr unterschiedlich. Eines haben aber alle gemeinsam: Es fehlt an Personal und es besteht die berechtigte Sorge, dass dem ohnehin schon unterfinanzierten System mit dem vollständigen Inkrafttreten des Kita-Gesetzes ab dem 1. Januar 2025 die notwendige finanzielle Grundlage fehlen wird. Schon jetzt haben wir hier in Norderstedt den höchsten Personalschlüssel im Land und trotzdem kommt es immer wieder zu eingeschränkten Betreuungszeiten. Diese Probleme wurden von der AWO immer wieder benannt und sind nun durch den Evaluationsbericht nicht mehr wegzudiskutieren. Die Landesregierung hat es nun in der Hand, für eine gut ausgestattete Kindertagesbetreuung zu sorgen, damit wir unseren Kindern die besten Entwicklungschancen bieten können“, so der Vorstandsvorsitzende Michael Selck abschließend. 

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